Schreiben-Reisen-Leben
Gegen Ende unseres Istrien- Aufenthalts erleichtert uns das Wetter den Abschied vom Meer. Bereits letzte Nacht wehte es enorm und heute bläst es unverdrossen weiter. Um die 40 Knoten,+ (130 km/H+). Nachts ächzten und knarzten die Festmacher-Leinen und wieder einmal kamen meine Ohrstöpsel zum Einsatz. Trotzdem ein gutes Gefühl, bei diesem Wetter nicht auf See sein zu müssen, sondern im sicheren Hafen.
Den heutigen Tag verbringen wir in Porec, flanieren durch die vertrauten Gässchen und bestaunen das Krims-Krams des jeden Freitag stattfindenden Antikmarktes. Es ist gespenstisch ruhig. Die Laden- und Lokalbesitzer klagen über ausbleibende Touristen. Sie trösten sich damit, das zumindest die kroatischen Landsleute ihr Geld hier ausgeben. Die Geschäftsleute befürchten weitere Umsatz-Einbußen bis hin zu Schließungen und schütteln den Kopf über Reisewarnungen und machen die Politik für den wirtschaftlichen Einbruch verantwortlich.
In meiner Lieblingsgalerie entdecke ich ein wunderschönes Stillleben. Der feine Pinselstrich und die gefühlvolle Komposition ziehen mich unmittelbar in den Bann und lassen mich leichtsinnig werden. Ich kaufe es. Mein Techniker wundert sich. Aber so ist das bei mir. Wenn mir etwas besonders Schönes ins Auge fällt, entscheide ich spontan. Als der Künstler das Bild von der Wand nimmt, streicht er noch einmal liebevoll über den Rahmen und greift fast unmerklich an sein Herz. Diese Geste rührt mich. Das ist keine Schmierenkomödie, sondern sichtliches Bedauern über das Abschiednehmen von einem seine Werke. Und es ist wahrhaftig ein Kunstwerk, jenseits des üblichen Kommerzes. Dieses wunderschöne Bild erfüllt mich mit großer Freude.
Einige Gemälde in der Galerie, sind seit Jahren unverkäuflich. Selbst mein Techniker konnte den Künstler nie dazu überreden, sich von einem dieser Bilder zu trennen. »Warum malt er es nicht einfach noch einmal?«, meinte er pragmatisch. Spürt er nicht die Beweggründe dieser Künstlerseele? Ich kann ihn verstehen. Hätte ich die Gabe auf so empfindsame Weise zu malen, ginge es mir genau so.
Nachdem wir die Galerie verlassen haben, weht uns wieder der stürmische Wind ins Gesicht. Überall in Europa schlägt das Wetter in Richtung Herbst/Winter um. Da haben wir es hier, bei 24 Grad Wärme und zeitweisem Sonnenschein noch ganz gut. NOCH, denn am Montag geht’s nach Hause. Wir machen Platz für unsere Freunde. Sie sollen ebenfalls noch ein paar schöne Herbsttage am Schiff genießen dürfen.
Am Abend sehen wir auf der Wetterapp, dass am Arlberg bereits der Winter Einzug gehalten hat. Wenn wir Pech haben, schneit es am Nachhauseweg auch in den Tauern.🤔 Aber wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen … Erfreuen wir uns lieber an den letzten unbeschwerten Tagen im Hier und Jetzt. Auch wenn es draussen stürmt und die Festmacher-Leinen ächzen und knarzen. Was soll’s.
Ich die Empfinden dieses malenden Künstlers so gut nachempfinden. Wer weiß denn schon, wie viele Gefühle, Herzblut und Aufmerksamkeit er in dieses Werk gesteckt hat? Womöglich ist er eine „Liebesbeziehung“ mit ihm eingegangen? Hat manches Gespräch mit ihm geführt. Wer weiß, wie lange dieses Werk ihn schon begleitet hat – und nun ist der Abschied gekommen.
Schön beschrieben…
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Vielen Dank😊
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Ich kenne und liebe Porec auch. Zeigst du uns das feine Stilleben? Du hast mich soooo neugierig auf dieses Bild gemacht! Gute Heimfahrt und liebe Grüße, Hania
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Liebe Hania, das werde ich gerne. Sobald ich wieder zu Hause bin und einen würdigen Platz dafür gefunden habe. Liebe Grüße Lore
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Du kannst das Bild nun in meinem letzten Beitrag sehen. Liebe Grüße Lore
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