Würstelstand auf Balkantour 🚌 3 (Montenegro und Albanien)

IRRFAHRTEN in MONTENEGRO

Unser nächstes Ziel ist Kotor, in Montenegro. Die Route dorthin bietet einen herrlichen Ausblick auf die Küsten des Landes. Ungewöhnlich viele Zypressen ragen aus den sattgrünen. Wäldern.
In der Bucht von Kotor jagt uns Google wieder ins Gebirge um uns kurz danach über einen Feldweg wieder hinunterzudiktieren. Wir halten an, um die vorgeschlagene Route auf der Karte einzusehen. Wie sich herausstellt, ist sie kompletter Nonsens. Wir wenden. Der Starter zickt abermals, springt aber nach dem dritten Versuch, Universum sei Dank, an. Wir fahren die einem Fjord ähnliche Bucht von Kotor entlang und halten bei einer der zahlreichen Muschelfarmen an. Auf der kleinen Terrasse genießen wir Austern und Miesmuscheln zu relativ günstigen Preisen. Verschenkt wird auch hier nichts. Der Besitzer ist ausgesprochen bemüht. Er holt jede Mahlzeit frisch aus seiner Zucht. Und weil ihm gerade das Weißbrot ausgegangen ist, düst er für uns zur Bäckerei. Nach dem Essen erklärt er uns den Weg zum nächsten Ziel. Allemal besser als Google. Weiter geht die Reise nach Virpazar. Der Ort liegt an einem riesigen Feuchtgebiet in der Nähe von Podgorica Der arme Würstelstand muss wieder über einen steilen Pass. Ich sag’s noch einmal 70 PS bewegen 3,5 Tonnen.

Die Aussicht ist wieder einmal großartig. Wir suchen den geplanten Campingplatz und finden ihn nicht. Wir fragen Einheimische. Die sind freundlich, aber uneins. Die Einen meinen den Campingplatz zu kennen, die Anderen behaupten es gäbe gar keinen. Na toll. Inzwischen geht die Sonne unter und wir haben noch immer keinen Stellplatz. Letzter Versuch; vor einem Hotel frage ich einen Kellner. Der weiß auch nichts, kennt aber angeblich einen anderen Campingplatz in der Nähe, zu dem er uns voraus fahren würde. Wir nehmen das Angebot an und folgen ihm. Nach 20 Minuten Fahrt durch diverse Wohngebiete und enge Gässchen fragen wir uns, was zum Teufel der Mann mit uns vorhat. Kopfkino … Endlich hält er an. Ich steige aus und stehe vor einem gepflegten Schrebergarten mit ein paar Häuschen darauf. Drei Männer erwarten uns bereits. Der Platz scheint etwas klein für unser Womo. Mein Techniker ist not amused.  An der abschüssigen Kante der Zufahrt besteht die Gefahr einer Bodenberührung. Außerdem müssen wir morgen im Retourgang wieder hinaus. Müde von der Herumsucherei riskieren wir es dennoch. Der Besitzer stellt uns eine der Hütten zur Verfügung, in der wir WC und Dusche benutzen können. Alles zusammen für 25 Euro. Ich koche uns ein paar Spaghetti und anschließend geht es in die wohlverdiente Heia.

MURPHY’S LAW?

Am nächsten Morgen klagt mein Mann, dass er schlecht geschlafen habe, weil er ständig darüber nachdachte, wie wir Würstelstand unbeschadet wieder heraus bekommen. Leider ist seine Sorge berechtigt.

Die Räder drehen im weichen Boden durch und erst im dritten Anlauf gelingt es ihm, unter rauchender Kupplung das Hindernis zu überwinden. Ich bekomme das Alles gar nicht mit, da ich noch in der Hütte mit dem Abwaschen des Frühstücks Geschirrs beschäftigt bin.


Als ich nachkomme, steigt mein Mann aus dem Wagen. »Die Reise ist zu Ende. Die Bremsleitung ist gerissen. Genau an der Kante. Wie ich es befürchtet habe«, sagt er  und geht zurück zu den Hütten. Ich stelle das Geschirr ab und finde erstmal keine Worte. Ein Glück, dass der Vermieter noch anwesend ist.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Plötzlich kommen von allen Seiten hilfsbereite Menschen. Die Frau des Vermieters nimmt sich meiner an und lädt mich zu einer Tasse Kaffe ein. Ich lehne dankend ab. Ich will wissen, wie es weiter geht. Inzwischen kriecht auch schon ein Mechaniker aus der Nachbarschaft unter das Womo und bestätigt unter mitleidigem Seufzen den Schaden an der Bremsleitung. Nun kurbeln drei weitere Helfer abwechselnd das tonnenschwere Womo hoch und demontieren ein Hinterrad, damit der Fachmann arbeiten kann. Mit viel Mühe gelingt es ihm die abgerissene Bremsleitung zu demontieren. Danach organisiert er telefonisch einen Ersatzteilhändler und fährt mit meinem Mann dorthin.

Inzwischen trifft ein weiterer Mechaniker ein. Mit Händen und Füßen gestikuliere ich, dass alles schon am Laufen sei. Er hinterlässt mir vorsichtshalber seine Telefonnummer. Mann kann ja nie wissen … Wie hilfsbereit hier alle sind, verblüfft mich. Einfach großartig!

Kurzum- das Ersatzteil wird aufgetrieben und nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder unterwegs. Die Reparatur kostet inklusive gebrauchter Bremsleitung 55 Euro. Der bescheidene Mechaniker verlangt viel zu wenig für seine Mühen. Das kommt für uns natürlich nicht in Frage. Schließlich einigen wir uns auf einen Kompromiss.

Bei sommerlichen 28 Grad, gönnen wir uns nach all der Aufregung einen Tag am Sandstrand von Ulcinj. Das Meer ist noch warm genug zum Baden und die Nächte sind angenehm kühl. Nur mehr vereinzelt verirren sich Menschen hierher. Der einzige Wehmutstropfen sind die vielen herumstreunenden Hunde. So niedlich einige von ihnen auch sind, so nervig ist ihr ununterbrochenen Bellen in der Nacht.

Dann erwischt meinen Techniker auch noch eine Magenverstimmung. Ich bin nicht sicher, ob das nicht auch etwas mit den letzten Ereignissen zu tun hat. Das alles kann einem schon auf den Magen schlagen.

ALBANIEN

Nach dieser kurzen Erholung geht es weiter über die albanische Grenze. Wir sind schon sehr gespannt, denn dieses Land wurde uns von vielen als äußerst reisenswert empfohlen.

Was uns nach den ersten 300 Kilometern auffällt, ist die extreme Schere zwischen Arm und Reich. Einerseits Wellnessresorts und Luxuslimousinen- andererseits alte Frauen mit Eselskarren an den Autobahnen und Armut in den ländlichen Gegenden.

Der Straßenverkehr ist mörderisch. Hier gilt ; First come, first go. Mit verweichlichter und rücksichtsvoller Einstellung kommt man hier nicht weit. Es ist sehr oft sehr knapp! Bis kurz nach Vlorë kommen wir, dann machen wir Halt. Unser heutiger Campingplatz liegt direkt am Meer und ist, sagen wir mal bescheiden ausgestattet. Die sanitären Anlagen sind sauber und die Rezeptionistin spricht gutes Deutsch und erzählt ein wenig über Land und Leute. Sie spendiert selbstgebrannten Raki. Danach essen wir in einem Restaurant mit typischer albanischer Küche. Ich Lamm, mein Mann wenig. Er fühlt sich noch immer nicht gut. Vom Meer her weht ein stürmischer Wind. Es ist kühl geworden. Ich brühe dem Techniker eine Tasse Kräutertee, dann geht’s ab in die Heia. Keine Hunde heute. Wie schön.

Am nächsten Tag geht es Meinem Mann quält noch immer der Magen. Ich lerne eine Motorradtramperin aus Belarus kennen. Ein zartes Persönchen mit schwerer Maschine. Ich frage, ob sie die deutsche Bikerin Lea Rick kennt. »Wir Solobikerinnen kennen uns alle«, antwortet sie. »Wir sind eine eingeschworene Community.« Ich finde Frauen wie sie großartig und das sage ich ihr auch. Ich wünsche ihr eine gute Reise und sie düst ab, dem nächsten Ziel entgegen.

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Griechenland. Dabei überqueren wir den bisher steilsten Pass. Würstelstand quält sich tapfer bis zum höchsten Punkt. Nachdem wir kurz stehen bleiben, um die grandiose Aussicht zu genießen, beschließt der Starter wieder einmal zu streiken. Keine Ahnung wie das Universum das immer fertig bringt, aber in der Sekunde taucht ein Fachmann auf, instruiert meinen Techniker was zu tun sei, schließt mit einem Schraubenzieher den Starter kurz und schwuppdiwupp springt der Motor an. Unmittelbar darauf ist der Mann wieder verschwunden. Selbst mein Techniker ist beeindruckt.

Albanien ist topografisch ein ewiges auf und ab und hin und her. Allein um von Küste zu Küste zu gelangen, erfordert es endlos scheinende Zeit über steile Gebirgspässe und enge Kehren. Die wunderbare Aussicht und die herrlichen Strände entschädigen uns allerdings für die endlose Kurverei. Albanien ist voll wilder Schönheit und Überraschungen. Man muss immer auf der Hut sein, denn in jeder Kurve an den entlegenen Dörfern kann einem eine Kuh oder eine Gruppe Esel entgegenkommen. Wobei die Esel sich an den Straßenrand halten. Die Kühe nicht …

🐄🚌🐄🚌🐄🚌🐄

6 Comments on “Würstelstand auf Balkantour 🚌 3 (Montenegro und Albanien)

  1. Liebe Lore,
    ich wünsche euch weiterhin alles Gute für eure Reise und vielleicht ein bisschen wenige Pannen, obwohl ihr immer wieder an hilfsbereite Menschen trefft. Bin schon gespannt auf den nächsten Teil deines Reiseberichts. Echt spanned….

    Gefällt 1 Person

  2. Das nenne ich Abenteuer, liebe Lore. Teamwork wird am Balkan noch groß geschrieben. Wenn alle zusammen helfen, dann ist der Würstelstand in kurzer Zeit wieder fit.
    Über deinen Albanienteil musste ich sehr lachen. Der Verkehr macht mich jedesmal “rasend”, dazu die Schafsherden, Hunde, Omas, Kinder, Betrunkene auf Fahrrädern, die aus dem nichts auf die Straße kullern. Ein nie enden wollendes Fahrsicherheitstraining ist das in Albanien. 🙈
    Liebe Grüße und viel Spaß noch, Eva

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: