Schreiben-Reisen-Lebensbilder
Wir packen zum ersten Mal unsere (nicht E-) Räder aus und radeln die Küste zwischen Stoúpa und dem etwas südlicher gelegenen malerischen Dörfchen Agios Nikolaos entlang.



Wir radeln weiter an einsamen Buchten vorbei in Richtung Süden. An einem malerischen Minihafen mit ein paar Fischerbötchen halten wir an. Schön ist es hier. Beschaulich und ruhig. Oberhalb des Hafens, vor einem Steinhaus, sitzen Menschen im Schatten eines Maulbeerbaumes an einem reich gedeckten Tisch. Eine Taverne? Neugierig gehen wir nach oben.

Aber dann erkennen wir; keine Taverne, das ist eine Familie vor ihrem Haus! Wir entschuldigen uns für das Eindringen. Als wir gehen wollen, hält uns eine schwarz gekleidete Frau zurück und bittet uns zu bleiben. Ehe wir es uns versehen, holt sie zwei Stühle. Da wir kein Griechisch sprechen, gestikulieren wir, dass wir keineswegs stören wollten und dachten, es handle sich um eine Taverne. Alle lachen und bestehen darauf, dass wir uns setzen. Ein schmaler, ebenfalls schwarz gekleideter Mann, der das Oberhaupt der Familie zu sein scheint, spricht Englisch und übersetzt. So erfahren wir, dass sie gerade vom Begräbnis eines Verwandten kommen. Jetzt ist uns das Ganze noch peinlicher. Doch sie beschwichtigen. Man bedaure zwar den Tod, aber der gehöre nun mal zum Leben. Man schaue nach vorne.
Zögerlich setzen wir uns. Die Frau bringt Rotwein und Teller. Der Hausherr verschwindet kurz und serviert wenig später saure Sardellen und geräucherten Fisch. Alles selbst gemacht, verkündet er stolz. Er ist erst zufrieden, als wir alles probiert haben. Es schmeckt köstlich. Auch der Wein. In dieser Hinsicht haben die Griechen aufgeholt. Ihre Weine werden inzwischen international prämiert.






Je länger wir uns unterhalten, desto mehr entspannen wir uns und umso interessanter wird es. Das Familienoberhaupt ist Ingenieur in Maschinenbau und seine Tochter ebenfalls. Sie sei die Einzige in Griechenland, erzählt der Vater stolz. Sogar mit eigener Firma. Er selbst hat in Stuttgart, Kalifornien und New Orleans gearbeitet und es zu Wohlstand gebracht. Drei Ferienhäuser befinden sich heute in seinem Besitz. Besonders faszinierend fand ich, dass die Ingenieurin auch eine leidenschaftliche Apnoe-Taucherin ist und bis zu drei Minuten unter Wasser bleiben kann. Das zu können, davon träume ich, seit ich Luc Bessons Le Grand Bleu gesehen habe.
Mein Techniker ist auch ganz aus dem Häuschen. Als dann noch der Name Bosch fällt und mein Mann erwähnt, dass er maßgeblich an der Entwicklung von AdBlue beteiligt war, geht der Diskurs erst richtig los. Es werden Erfahrungen, Mailadressen und Telefonnummern ausgetauscht und die Zeit vergeht wie im Flug.
Und dann war da noch diese Malerei von Giorgos Koftis auf der Hafenmauer unterhalb des Hauses.

Was für ein Tag! Voller Eindrücke radeln wir zurück. Genau diese Momente sind es, die diese Art des Reisens so besonders machen. Wir sind gespannt, was uns noch erwartet. Es geht nun auf die andere Seite, nach Pylos und dann Richtung Norden. Bisher war das Wetter uns hold und die liebe Gerda hat uns schon wieder mit Tipps versorgt. Von Zuhause hören wir vom ersten Frost. Ich glaube, wir lassen uns noch ein bisschen Zeit …
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Ach wie wunderbar! Solche Begegnung sind es, die das Reisen so bereichern.
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Das liest sich so richtig gut. Ich glaube, gastfreundlicher als Deutsche zu sein, dazu gehört nicht viel – aber hier habt ihr es ja besonders gut getroffen mit „Technikern unter sich“.
Na denn noch schöne ruhige und warme Resttage.
Lieben Gruß von Clara
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Danke Clara🌞
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Ich freue mich sehr, dass ihr es so gut getroffen habt. Ich vermute, ihr wart in Ag Dimitrios? Dahin wollte ich euch auch gern schicken, denn da ist am Ortseingang, von Ag Nikolaos kommend, ein Kafeneion, das von mir lieben Frauen betrieben wird, jetzt allerdings nur noch am Wochenende. (Ich schrieb davon im Blog) Eure Begegnung war nun doch viel spannender. Immer so!! Gute Fahrt euch beiden!
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Danke liebe Gerda. Und ja, dieses Kafenio ist mir sogar aufgefallen, weil es so liebevoll gestaltet war. Sind auf dem Weg in den Norden und haben einen wunderbaren Campingplatz in Kamárei gefunden. LGLuB
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Das macht ihr richtig!
Dehnt aus, so lang ihr könnt 🙂
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Das machen wir🎈🎈🎈Liebe Grüße vom Peloponnes
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