Was wurde aus Farah Diba Pahlavi?

Farah Diba Pahlavi war die Frau des Schahs von Persien. Sie heiratete den um 20 Jahre älteren Mohammad Reza Pahlavi im Dezember 1959. Sie war nach Soraya, die ihm keinen Thronfolger gebar, die dritte Ehefrau. Farah Diba, die den Schah 1959 bei einem Empfang der französischen Botschaft in Paris kennenlernte, beeindruckte den Mann mit den nach eigenen Aussagen-wunderschönen aber traurigen Augen dadurch, dass sie Architektur studierte, sportlich und klug war. Der Schah verliebte sich und hielt noch im selben Jahr um ihre Hand an.

Krönung zur Kaiserin

Farah Diba, die in einer königstreuen und weltoffenen Familie aufgewachsen war, gliederte sie sich rasch in das höfische Leben ein. Zehn Monate später wurde der Thronfolger geboren. Das erste von vier Kindern. Dem Schah stand sie täglich mit Rat und Tat zur Seite und war ihm eine wertvolle Stütze. Sie mischte sich sehr zum Leidwesen der Leibwächter gerne unter das Volk, um die Stimmung zu erspüren und Verbesserungen voranzutreiben. Sie ließ Krankenhäuser, Schulen, Bibliotheken und Museen erbauen und entwickelte Sozialprogramme für die Bevölkerung. Bildung, Kultur und Umwelt waren ihr wichtig. Der Schah vertraute ihr und schätzte ihre unermüdliche Arbeit.

Das führte dazu, dass sie 1967 zur Kaiserin von Persien gekrönt wurde. Sie sagte in einem Interview, dass sie es nicht als die eigene Krönung empfunden habe, sondern die aller iranischen Frauen. Als Kaiserin wäre es nun ihre Aufgabe gewesen, im Falle des Todes ihres Mannes die Regierungsgeschäfte bis zum 20. Geburtstags ihres Sohnes zu übernehmen.


Der Klerus unterstützte die Krönung. Die gemäßigten Vertreter des Islam waren auf der Seite des Monarchen.
Im Zuge der Weißen Revolution erhielten die Frauen das Wahlrecht und das Recht selbst gewählte Berufe zu ergreifen. Das Scheidungs- und Abtreibungsrecht wurde reformiert. Farah Diba Pahlavi war zur damaligen Zeit eine der einflussreichsten Frauen der Welt.
Der Plan, ein nach westlichem Vorbild zivilisiertes und wirtschaftliches erfolgreiches Land aufzubauen, schien in greifbarer Nähe gerückt. Indem der Schah die enormen Erdöl und Gasvorkommen nicht verstaatlichte, sicherte er sich die Unterstützung der USA. Deutschland machte damals ebenfalls gute Geschäfte mit dem Iran. (Bau von Staudämmen und Atomkraftwerken).

Heftige Kritik kam von den Linken und den radikalen Mullahs denen einerseits der Fortschritt und andererseits der moralische Verfall ein Dorn im Auge war. Außerdem zog sich der Schah heftige Kritik wegen des Verbotes jeglicher Opposition und der Rolle des iranischen Geheimdienstes SAVAK.
Zu den Feierlichkeiten 2.500 Jahre persisches Reich lud er unzählige Gäste ein, nur seine Untertanen nicht.

In den Siebzigern schlitterte das Land in eine Wirtschaftskrise. Nach boomenden Jahren regierten Inflation und Arbeitslosigkeit. Studenten in Deutschland, protestierten 1967, während seines Besuches in München und es kam zu schweren Handgreiflichkeiten seitens des Iranischen Geheimdienstes. Wirtschaftliche Interessen und Menschenrechtsverstöße passten schon damals nicht zusammen.

Revolution

Währenddessen schrieb Ayatollah Khomeini, Todfeind des Schahs, im irakischen Exil ein Buch namens „Islamischer Staat“. Der Inhalt war fundamentalistisch radikal; Es verbreitete sich rasch. Die einfachen Menschen im Iran, viele ehemalige Bauern und Händler die in den Außenbezirken lebten, spüren nicht viel vom Fortschritt. Stattdessen die Arbeitslosigkeit und die Inflation. Hier kahm Khomeinis Schriften gerade recht. Die Revolution begann. Von den Fundamentalisten angezettelte Attentate wurden der Regierung in die Schuhe geschoben. Die Ausschreitungen wurden heftiger. Schließlich kahm es am 8.9.1978 (Schwarzer Freitag) zum Showdown in Teheran. „Tod dem Schah“, war zu hören. Ein Satz der noch ein Jahr zuvor undenkbar gewesen wäre. 69 Menschen starben. Der Schah war an Krebs erkrankt und flog mit seiner Familie in die USA. Das Militär wartete vergebens auf einen Schießbefehl. Farah Diba sagte zum Abschied am Flughafen in einem Interview: „Ich werde nie die Tränen in seinen Augen vergessen, als wir das Land verließen und den Offizier, der sich vor ihm auf die Füße warf …“

In der Zwischenzeit bereitete sich Khomeini auf die Rückkehr aus dem Exil in Paris vor. Er sprach mit Engelszungen von Freiheit, von Demokratie und Selbstbestimmung im Iran. Die Vertreter der Westmächte Jimmy Carter, Valerie Giscard d’Estaing, Helmut Schmidt und den britischen Premier James Callaghan trafen sich in Guadeloupe und beschlossen, den Schah fallen zu lassen. Pahlavi’s Traum von der Wirtschaftsmacht Iran war ausgeträumt. Im entscheidenden Moment zeigt er Schwäche und die Westmächte ließen sich täuschen. Oder es ging einmal mehr um Bodenschätze …
Heute gehen die Menschen im Westen auf die Straße und protestiert für die Rechte der Frauen im Iran. Was für eine Ironie …

Und Farah Diba?

Die ehemalige Kaiserin lebt heute in Washington DC oder in Paris. Sie hat vier Kinder von denen sich zwei das Leben genommen haben. Sie ist 85 Jahre alt und bei guter Gesundheit und setzt sich nach wie vor für Frauenrechte ein. Ihr angebliches Nettovermögen beträgt 100 Millionen Dollar.

Wer von euch kann sich noch an sie erinnern?

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* Das ist meine neue Rubrik für das Jahr 2023. Sie wird jeweils an Sonntagen in unregelmäßigen Abständen erscheinen.
Es behandelt drei Themenschwerpunkte: Mensch, Natur und Technik.

Recherchen erfordern viel Zeit und ich möchte keine halben Sachen machen. Die Beiträge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Unterschiedliche Sichtweisen habe ich berücksichtigt. Das Conclusio daraus überlasse ich jedem Leser selbst.

4 Comments on “Was wurde aus Farah Diba Pahlavi?

  1. Deine Rubrik gefällt mir sehr … viel zu viel vergessen wir zu schnell, da ist ein gut recherchierter Beitrag wie deine hilfreich, sich zu erinnern.
    Einen schönen geruhsamen Sonntag wünsche ich dir.
    Viele Grüße
    Dieter

    Gefällt 1 Person

  2. Super Bericht, Lore. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern und es ist eine Schande, dass dieses Land zu Grunde gerichtet wurde und vor allem WIE.
    Wie wir inzwischen wissen, ist es nicht das einzige Land, das in den 60/70ern so fortschrittlich war und wieder in die Steinzeit gestoßen wurde. Schau dir mal Gadafi an und sein Finanzsystem an 😉
    Wegen Bodenschätzen etc. folge den Weg der Nato…
    Schönen sonnigen Sonntag wünsche ich.
    Herzlichst Ulrike ❤

    Gefällt 1 Person

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