Marionetten, Mozart und eine grandiose Stimme🎭

Seit Jahren nahmen wir uns vor, das Marionettentheater in der Stadt Salzburg zu besuchen. Jahrelang blieb es beim Vorsatz, doch letzte Woche war es endlich so weit. Wir schritten zur Tat. Die Zauberflöte wurde gegeben. Aufgrund der vielen positiven Empfehlungen waren wir gespannt. Das Theater war gut besucht und bereits im Foyer erwartete uns eine beeindruckende Sammlung an Marionetten.

Wir waren früh dran und überbrückten die Wartezeit mit einem Glas Schampus an der Bar. Die plüschige, leicht morbide Atmosphäre des Theaters zog uns sofort in seinen Bann. Es gibt unendlich viel zu schauen und zu entdecken.

Am Eingang zur Bühne stand ein hünenhafter Mann mit Gelfrisur und aristokratischer Anmutung, den wir artig unsere Karten vorwiesen. Dieser entpuppte sich jedoch als Gast, der lediglich auf seine Holde wartete. Wir entschuldigen uns. Die zarte Billeteurin stand unsichtbar hinter dem Riesen. Sie hatte die Verwechslung schweigend beobachtet und quittierte den Vorfall mit einem freundlichen Lächeln.

Wir hatten Glück, Sitzplätze in der dritten Reihe gewählt zu haben, denn die Bühne ist klein und von den hinteren Rängen aus, sind die Puppen nicht sehr gut zu sehen. Allerdings hatte ich das Pech, dass der vermeintliche Billeteur, der auch ein Sitzriese war, direkt vor mir saß. Die echte Billeteurin bemerkte das und ließ uns netterweise in die erste Reihe wechseln.

Zu Beginn der Vorführung zeigten sich die Puppenspieler über der Bühne. Sie stellten auf humorvolle Art und mit großem Können die Marionetten der Zauberflöte vor. Die Fäden der hölzernen Protagonisten schimmerten dabei im Licht der Scheinwerfer. Ein zauberhafter Moment. Danach wurde das prächtige Bühnenbild des ersten Aktes aufgebaut und anschließend erklang die Ouvertüre.

Hinsichtlich Orchester, Sänger und Sprecher handelt es sich um eine historische Aufnahme der Deutschen Grammofon von 1955 unter dem Dirigenten Ferenc Fricsay. Die Königin der Nacht, gesungen von Rita Streich, ist das Großartigste, was ich je gehört habe. Irgendwie fühlte ich mich in die Zeit Mozarts versetzt, in denen diese Singspiele für das gemeine Volk aufgeführt wurden. In diesem Marionettentheater feierte der Ursprung dieses Stückes zumindest für mich eine Art Wiederauferstehung und das fühlte sich ganz anders an, als in einem Opernhaus. Irgendwie intensiver.

Alles in allem war es eine wundervolle Inszenierung. Von den Marionetten mit ihren beeindruckenden Kostümen bis hin zur feinfühligen Führung der Puppenspieler. Wir waren begeistert und empfehlen dieses wunderbare Marionettentheater, welches permanent um sein wirtschaftliches Überleben kämpft, von Herzen weiter.

https://marionetten.at/shows/die-zauberfloete

Die Originalaufnahme

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3 Comments on “Marionetten, Mozart und eine grandiose Stimme🎭

  1. Um dieses tolle Erlebnis könnte ich dich wirklich und wahrhaftig beneiden. Schön, dass du hier so viele Marionetten in Großaufnahme zeigst – wirklich künstlerisch gestaltet. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal „Puppen an Strippen“ gesehen haben. Ich stelle es mir viel schwieriger vor als das normale Spiel mit den Handpuppen.
    Liebe Grüße zu dir

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  2. Wie toll ist denn das! Mozarts Zauberflöte als Marionettentheater sah ich erstmals gespielt von „unserem“ Lübecker Ehepaar Frey, dessen Marionettenspiel mich als Kind so sehr für diese Kunst einnahm. Es wurde im damals noch jungen TV gezeigt und ich war enttäuscht, denn ich liebte die Unmittelbarkeit der Marionetten. Als TV-Film fand ich es nicht so beeindruckend. Aber die Freys mussten eben mit der Zeit gehen, um zu überleben. Heute ist es wieder anders, aber damals, in den Nachkriegsjahren, war es ein hartes Brot.

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