»Lost History«

Die Bora bläst ungebremst ihren eiskalten Atem über das Festland zum Meer und sorgt für unangenehme Temperaturen. 13 Grad, sind ungewöhnlich für Anfang Oktober. Wie dem auch sei- die istrische Gelassenheit beeinflusst das nicht. Deshalb bleiben wir noch ein Weilchen, und genießen das unkomplizierte Leben.

Zu unseren Lieblingsbeschäftigungen gehören ausgedehnte Spaziergänge jenseits der touristischen Trampelpfade. So auch vor zwei Tagen. Wir entdeckten dabei zwei »Verlorene Geschichten«.

Es begann mit einer aufgelassenen Plantage. Das Erste, was uns dabei ins Auge fiel, waren Berge von Müll. Ein verlassenes Haus und noch mehr Müll. 🥴 Als wir weitergingen, öffnete sich in einer windgeschützten Senke ein ausgedehntes Feld mit Oliven- und Feigenbäumen. Reste von Netzen über den Bäumen wirkten im diffusen Licht wie Spinnweben. Ein schöner und zugleich unheimlicher Ort. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass jeden Moment eine verwahrloste Gestalt auftauchen würde, um uns zu vertreiben. Was mochte wohl die Geschichte dieses Ortes sein? Wir werden es wohl nie erfahren.

Bald darauf fiel uns auf einem Hügel ein imposanter Gebäudekomplex aus Stein auf. Wir folgten seiner Spur. Der unbefestigte Weg führte uns vorerst durch brachliegende, ebene Felder und stieg dann allmählich an. Wieder jede Menge Müll am Wegesrand. Die Verursacher machen sich nicht einmal die Mühe, ihn zu verbergen. Obwohl- Umweltsünder gab und gibt es auch bei uns. Nur bei weitem nicht so dreist wie hierzulande.

Allmählich wurde der Weg steiler. Oben angelangt blieb uns erst einmal der Mund offen. Was für eine Aussicht😯!

Unter uns die glitzernde Lagune. Um uns nichts als Stille und ein halbverfallenes Herrenhaus, dessen einstige Pracht sich nur noch erahnen ließ. Es ist der Mittelpunkt eines riesigen Landsitzes. Im umliegenden Areal befinden sich die Wirtschaftsgebäude. Allesamt in einem traurigen Zustand.

Neben dem Herrenhaus- ihr ahnt es schon- Müll. In einem primitiven Verschlag entdeckte ich ein paar verwahrloste Hühner. Ihre Körper wiesen großflächige kahle Stellen auf. Von irgendwo vernahmen wir Stimmen. Hunde begannen zu bellen. Ein paar Manner erschienen. Ein Teil dieser Ruinen schien also bewohnt zu sein. Wir begannen uns unwohl zu fühlen und kehrten um.

Ein Schild an einer Mauer wies die Landwirtschaft als ‚Lieferant hochwertiger Produkte‘ aus. Wir sahen jedoch nur ein paar dreckige Schafe und die erwähnten Hühner. Das also soll »Agrolaguna« sein? Wir googelten nach dieser Organisation und begannen uns ein wenig zu wundern …

In unseren Köpfen entstanden Bilder darüber, wie es hier vor langer, langer Zeit einmal ausgesehen haben könnte. Vermutlich wie in einem kitschigen Film. Aber das Leben ist eben kein Ponyhof und Geschichte bleibt Geschichte. Sie ist vergänglich und beruht lediglich auf Nacherzählungen.

Schade eigentlich- eine kurze Zeitreise zurück wäre manchmal spannend. Was meint ihr?

❓🏞️❓🏞️❓🏞️❓🏞️❓

7 Comments on “»Lost History«

  1. Ja, es war tatsächlich ein wenig gruselig … Ich kriege das Gut nicht aus dem Kopf. Trotz intensiver Recherchen vor Ort, will niemand etwas darüber wissen … Sooo schade … LG💙

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  2. Das klingt spannend und zeitgleich wie der Beginn eines Krimis. Zwei Touristen, die nach und nach die Seele von dem Herrenhaus entdecken. Brrr! Da wird’s mir, trotz warmer Badewanne, auch gleich kalt.

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  3. 😂😂😂
    Und ich hatte schon deine Kreativität bewundert! Ich fand die wirklich toll, ohne Witz. Die besten Innovationen entstehen manchmal aus Fehlern.
    Aber jetzt sind es ganz normale Hochkantbilder, bis auf eines. Direkt vor dem Text „unter uns die glitzernde Lagune“ ist ganz links ein laaaaaaanges Bild.

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  4. Uuups, der Hochkant- Kommentar macht mich unrund, denn das ist natürlich nicht im Sinne der Erfinderin🙄 Ich schau mal nach, woran das liegen könnte … LG und Danke f.d. Hinweis 🙂

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