Würstelstand in bella Italia 🚎

Als die Fähre im Hafen von Bari anlegt, komme ich mir witzigerweise angekommen vor. Vielleicht liegt es daran, dass Italien schon seit meiner Kindheit jenes Land war, welches immer zu meinem Leben dazugehörte. Jenes Urlaubsland, nicht weit von meinem Kärntner Heimatort entfernt, in dem ich immerhin 30 Jahre verbracht habe. Das Anlanden hat etwas Mystisches, denn es liegt leichter Dunst über der Stadt. Es ist Sonntag und viele Italiener sind in ihren Motorbooten unterwegs. Natürlich kreuzen sie immer knapp vor dem Bug der Fähre herum. Unbeschwert, plappernd, fröhlich. Es ist neun Uhr.
Superfast ist pünktlich.

BARI

Campen auf der Fähre

Obwohl das Meer und gnädig und kaum bewegt ist, bin ich müde. Habe im Würstelstand kaum geschlafen. Das Brummen der Schiffsmotoren ist ständig präsent und es riecht trotz Open Deck – sagen wir mal – streng! Aber immer noch besser, als auf dem Boden oder im Freien zu schlafen. Auf unserer Etage gibt es eine Dusche und vier WCs. Die zahlreichen Lkws, Wohnmobile und Pkws habe ich nicht gezählt. Auf jeden Fall war die Bude bis zum letzten Stellplatz ausgebucht. Wir gönnen uns erst einmal ein Frühstück im Restaurant. Kaum sind wir fertig, bittet uns eine Durchsage wieder auf das Deck.
Das Laden und entladen der Fahrzeuge funktioniert unter Anleitung der Helfer wie am Schnürchen. Unsere Befürchtung, im Rückwärtsgang das Deck verlassen zu müssen, erweist sich als unbegründet. Links von den Womos und Pkws parken die großen Brummis in dreier Reihen und die verlassen als erste das Schiff. Danach können die anderen Fahrzeuge bequem wenden und die Fähre ist ruckzuck geräumt.

Die Nacht verbringen wir zum letzten Mal auf einem Campingplatz am Meer. An staunenden Italienern vorbei laufen wir in das erfrischende Nass und spülen die Müdigkeit von uns. Die alten Männer, in ihren warmen Klamotten schmunzeln über uns. Egal. Wir sind happy.
Ab nun wird es schwer, in Italien noch offene Campingplätze zu finden. Erst in Ravenna haben wir mit einem BIO- Campingplatz Glück. Wir lernen zwei sympathische Deutsche kennen und tauschen Reiseerlebnisse aus.
Weiter geht es nach Aquileia in der Nähe von Grado. Aber vorher muss ich noch eine Geschichte los werden.

NEPP in TERMOLI

Vorab; Termoli ist ein liebliches Fischer-Städtchen im Zentrum Süditaliens in der Region Molise. Dort soll es eine berühmte Fischsuppe geben. Die Brodetto di Pesce. Leider lässt mich diesmal mein gutes Bauchgefühl, was Restaurants anbelangt im Stich. Geblendet durch den romantischen Außenbereich, lassen wir uns nieder.


Hier meine Zwei-Sterne-Rezension auf Google dazu:
Wir bestellten vorsichtshalber erst einmal EINE Suppe zum Probieren. Schon das war ein Problem, denn der Bedienende verstand kein Wort Englisch und wir sprechen nur marginal italienisch. Wir bestellten offenen Weißwein dazu und das obligatorische Mineralwasser. Dann kam die Suppe. Ein wässeriges Etwas mit grätenreichem Beifang, zwei Muscheln, zwei kleinen Scampi, inhaltslosen Krebsschwänzchen und etwas Tintenfisch. Klein geschnittene Tomaten verliehen dem spärlichen Sud etwas Farbe. Der Weißwein war gut. Das Wasser aus der exklusiven Glasflasche schmeckte nach Wasser. Dann kam die Rechnung. Die Fischsuppe allein kostete 36 Euro! Vier Gläschen Wein, 20 Euro. 6 Euro für das Gedeck und der Rest für das Wasser. Ich hob beim Bezahlen lediglich eine Augenbraue, worauf mich die in feinstem Zwirn gekleidete Wirtin argwöhnisch fragte, woher ich den käme. Ich verriet es ihr, worauf sie die Preise in meiner Heimatstadt mit den Preisen in ihrem Restaurant verglich. Sie redete sich in Rage, worauf ich mit einem entspannten „egal“ das Lamento beendete. Die mit der Hand auf einen Zettel geschmierte Rechnung behalte ich als Andenken. Aber vielleicht hätte ich damit zur Guardia di Finanza eine Etage tiefer gehen sollen? Nein, wir sind ja nicht nachtragend, aber um eine Lehre reicher.

Lichtblick Aquileia

Die endgültig letzte Station unserer Reise ist Aquileia. Wir sind eher zufällig hier, weil es der einzige offene Campingplatz der Gegend ist. Außerdem befindet sich das hübsche Städtchen Grado ganz in der Nähe. Und das ist immer einen Besuch wert. Der Campingplatz ist nahezu leer und herrlich ruhig. Er liegt im Schatten uralter Bäume in unmittelbarer Nähe der Ausgrabungsstätten. Eine ganz eigenartige Stimmung überkommt einen angesichts der römischen Ruinen. Fast spürt man die Vergangenheit, glaubt geschäftige Manschen zwischen den antiken Mauern zu sehen und einen kurzen Moment in einer anderen Welt zu verweilen.
Am nächsten Tag besuchen wir das archäologische Museum und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es gibt so viel Interessantes zu sehen. Wie viele kluge und talentierte Menschen es damals doch gab. Wie viel Wissen, wie viel Können.
In Momenten wie diesen begreife ich noch weniger, auf welche Zeiten wir gerade zusteuern.

Besonders erschütternd ist dieser Engel im Friedhof der Basilika von Aquileia mit einem toten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg. Dieser schrecklichste aller Weltkriege forderte weltweit 17 Millionen Opfer!

Um das Ende unserer Balkantour nicht allzu traurig abzuschließen, hier ein paar Highlights:

Im nächsten Beitrag gibt es Zahlen und Infos zur Tour. Bis dann☀️.

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2 Comments on “Würstelstand in bella Italia 🚎

  1. Was nicht ist, kann ja noch werden, wenn nicht endlich verhandelt wird! Liebe Grüße aus dem GsD (noch) neutralen Österreich.

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  2. Zum Glück habe ich ja beide Weltkriege nicht miterlebt, aber rein gefühlsmäßig empfinde ich den zweiten noch sehr viel schlimmer, schon wegen der planmäßig betriebenen Menschenvernichtung in den KZs. Insgesamt soll er wohl 70 Millionen Opfer gekostet haben – fast so viele Menschen wie in Deutschland leben. Nicht vorstellbar.
    Liebe Nachtgrüße

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