Objekt der Begierde

Letztes Wochenende besuchten wir eine Antiquitäten-Ausstellung und wie es von Zeit zu Zeit der Fall ist, faszinierte mich der Anblick eines sehr speziellen Möbelstücks. In diesem Fall handelte es sich um einen antiken Campingstuhl aus schwarzem Leder mit klappbarem Holzrahmen im Bambusstil, Messingknöpfen und Lederarmlehnen.
In diesem Moment hatte ich Kopfkino. Vor meinem geistigen Auge sah ich eine Veranda in einem fernen Land. Von Menschen kolonialisiert und kulturell eingenommen. Ich saß im Schatten einer Veranda, eingerahmt von prächtiger kolonialer Architektur, genoss einen Cocktail, (vermutlich Gin)- dem damals üblichen Hausmittel gegen Malaria, und dachte in der schwülen Hitze darüber nach, wie man die nächste Party gegen die permanente Langeweile organisieren könnte.

Ist es interessant, welche Assoziationen ein Möbelstück hervorrufen kann? Der gravierende Unterschied war, dass ich nicht in kühlendem Leinen gehüllt war, sondern dick vermummt im Wintermantel auf eben jenem Klappstuhl saß. Mein Techniker war gar nicht so begeistert, aber das ist kein Wunder, denn er war gerade nicht in meinem Film. Der Stuhl faszinierte mich. Sollte ich ihn mir selbst zu Weihnachten schenken? Vorerst hatte ich noch ein paar Fragen an den Händler. Der Preis war angemessen. Es gab zwei Stück davon. Eines war gut erhalten, das zweite leicht mitgenommen, aber durchaus reparabel. Nun galt es zu überlegen, wohin damit im trauten Heim. Reicht einer? Brauchen wir beide, brauchen wir zwei antike Campingstühle? Natürlich brauchten wir sie nicht. Mir gefallen sie einfach.
Da hilft nur eines: Ein paar Nächte darüber schlafen.
Inzwischen habe ich im Internet recherchiert und ein vergleichbares antikes Stück aus den Zwanzigern zu einem exorbitant höheren Preis gefunden. Haben wir etwa ein Schnäppchen entdeckt?
Ist damit ist die Entscheidung bezüglich des Objektes meiner Begierde gefallen?

Ja oder nein, das ist hier die Frage …

✨✨✨✨✨

4 Comments on “Objekt der Begierde

  1. Pingback: „Cheers“ 🎄🥂 – lopadistory

  2. Natürlich JA! “Wir sind aus solchem Stoff wie Träume“ (Shakespeare). Solche Träume lassen sich auf herkömmlichen Stühlen nicht träumen. Für dein Schreiben eine echte Bereicherung. Aber nimm nur einen, für dich. Dein Techniker braucht andere Stühle. 😎

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